Forschungsprojekte für die Allgemeinmedizin
Die Stiftung Allgemeinmedizin möchte neue allgemeinmedizinische Forschungsthemen fördern und einzelne Projekte unterstützen.
Die Stiftung Allgemeinmedizin möchte daher Projektideen mit Bezug zur hausärztlichen Versorgung fördern. Ausdrücklich sollen auch Projektideen mit geringem Ausreifungsgrad gefördert werden, sofern sie über eine hohe praktische Relevanz verfügen. Grund: Auch frühe Pilotversuche, die nicht weitergeführt wurden, bergen wertvolle Erfahrungen aus dem Versorgungsalltag.
Die Stiftung Allgemeinmedizin wird in einer ersten Phase Projekte zum Thema „Psychische Gesundheit in der hausärztlichen Versorgung“ fördern oder selbst durchführen. Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Generationswechsels in den Hausarztpraxen und der damit einhergehenden Sorge vor dem sog. „Ärztemangel“, soll die Forschung helfen, das Erkennen, das Behandeln und das Begleiten von Patienten mit psychischen Belastungen zu sichern bzw. zu verbessern.
Psychoonkologie
Eine Krebsdiagnose belastet stark. Hatten PatientInnen bereits in der Vergangenheit traumatische Erlebnisse, funktionieren ihre bisherigen Bewältigungsstrategien oft nicht mehr wie bisher. Bei einigen verstärkt dies die aktuelle psychische Belastung zusätzlich, was zu zu einer verminderten Therapieadhärenz führen kann. Die Stiftung Allgemeinmedizin fördert eine Studie zur Möglichkeit einer Implementierung von Traumatherapie in die Psychoonkologie. Ein niedrigschwelliges und für PatientInnen und Durchführende einfach durchzuführendes Therapieangebot einer NET-Kurzversion (Narrative Expositionstherapie) lässt gute Ergebnisse zur traumatischen Entlastung und für die onkologischen Therapieadhärenz erwarten.
ADHS bei Erwachsenen
Die Stiftung Allgemeinmedizin fördert ein Forschungsprojekt zur hausärztlichen Intervention für erwachsene ADHS-Patienten. Die auf kognitiver Verhaltenstherapie basierende Kurzintervention (4 Sitzungen à 30 Minuten) wurde von einem Expertengremium für die Hausarztpraxis adaptiert und in einer Machbarkeitsstudie von Patienten und von ärztlicher Seite als hilfreich und praktikabel bewertet. Folgestudien sollen nun prüfen, ob die Versorgung erwachsener ADHS-Patienten durch eine entsprechende Einbindung von Hausärzten im Sinne eines Stufenmodells verbessert werden kann.
Bewegungsförderung in der Hausarztpraxis
Körperliche Bewegung senkt das Risiko für eine Vielzahl an Erkrankungen und kann die psychische Gesundheit, chronische Schmerzen und Osteoporose verbessern. Doch nur etwa ein Drittel der europäischen Erwachsenen ist ausreichend körperlich aktiv. Zwar gibt es zahlreiche Strategien zur Änderung des Bewegungsverhaltens, aber es ist unklar, welches dieses tatsächlich langfristig verbessern. Die Stiftung Allgemeinmedizin unterstützt einen systematischen Review, der Interventionen zur Verbesserung der Langzeit-Adhärenz bei Bewegungsförderung in der Hausarztpraxis untersucht.
Traumatische Belastungen
Das Projekt zu post-traumatischem Stress nach intensivmedizinischer Versorgung. Das Projekt PICTURE hat im Herbst 2017 begonnen. Nach der Entlassung von einer Intensivstation entwickeln Patienten oft psychische Beeinträchtigungen, u.a. posttraumatischen Stress. Es wird untersucht, wie Hausärzte ihren betroffenen Patienten mit einer neuen, speziell für die Hausarztpraxis entwickelten Erzähltherapie helfen können. Die Praxismitarbeiterinnen unterstützen dann den Patienten bei gezielten Übungen.
Angststörungen
Die Stiftung fördert ein Projekt zur Behandlung von Angststörungen des Instituts für Allgemeinmedizin, Friedrich-Schiller-Universität (Jena-Paradies). Das Projekt entwickelt eine evidenzbasierte Kurzintervention in Hausarztpraxen. Die Stiftung unterstützt die Verbreitung dieses Ansatzes mit der Entwicklung einer elektronischen Version für den hausärztlichen Alltag.
P4-Screener
Der hohen Prävalenz von Suizidversuchen und -gedanken steht ein Diagnosedefizid gegenüber. Hausärzte sind häufig erste und einzige Anlaufstelle der betroffenen Patienten. Ein neuer, aus vier Fragen bestehender Suizid-Screeningfragebogen "P4" soll die rechtzeitige Diagnose unterstützen. Die vier "P" des Fragebogens stehen im Englischen für "past" (vorangegangener Suizidversuch), "plan" (Suizidplan), "probability" (Suizidwahrscheinlichkeit) und "prevention" (vorbeugende Faktoren). Die Stiftung Allgemeinmedizin unterstützt dieses Forschungsprojekt zur Suizidprävention, das den Einsatz des P4-Screeners in der Hausarztpraxis untersucht.
Ärztegesundheit
Die Stiftung fördert das Projekt „Ärztegesundheit“ am Institut für Allgemeinmedizin der Friedrich-Schiller-Universität. Eine lange Lebensarbeitszeit von Hausärzten in Gesundheit ist wünschenswert. Das Projekt untersucht das Gesundheitsverhalten von Hausärzten im eigenen Krankheitsfall. Umfassendes medizinisches Wissen und leichter Zugang lassen hier eine hohe Selbstdiagnose und Selbstmedikation vermuten – einhergehend mit allen klinischen Risiken.
Sepsis survivors Monitoring
Die Stiftung Allgemeinmedizin fördert bereits seit 2014 ein Projekt (Sepsis survivors Monitoring and cOordination in OutpatienT Health care Sepsis Monitoring SMOOTH) des Instituts für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena zur sicheren Begleitung von Patienten mit Belastungen, die nach einer schwersten Erkrankung dank intensivmedizinischer Behandlung überlebt haben. Oft leiden diese Patienten jedoch noch lange Zeit danach unter Belastungen, die während der starken medizinischen Behandlung entstanden sind. Das Projekt soll dazu beitragen, diese Belastungen zu lindern und so den Erfolg der Intersivmedizin auch langfristig für die Patienten zu erhalten.
Promotionsstipendium
Die Stiftung Allgemeinmedizin fördert allgemeinmedizinische Promotionsvorhaben, Bewerbungen hierfür senden Sie bitte an office@stiftung-allgemeinmedizin.de
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Prof. Dr. Jochen Gensichen
Für Fragen zu den Projekten wenden Sie sich bitte an Prof. Dr. Jochen Gensichen
gensichen@stiftung-allgemeinmedizin.de
+49 89 4400 53379